Das Dorf
Raibach mit seinen 854 Einwohnern (Dez. 2021) liegt am Ende des gleichnamigen Tales, das von einem Bach durchflossen wird. Das Dorf ist am Südhang erbaut und hat auch dort seine Erweiterung erfahren. Im 17. Jahrhundert wird erstmals der Weinbau erwähnt. Das Straßendorf Raibach war damals benannt als Rippach (1392), Rayppach (1616) und Pfalzraibach (1892) und gehört seit 1803 zu Hessen.
"Rai-" vermutlich die älteste Form von Rain aus ragn, regin). Nach KLUGE geht Rain auf mhd. rein, ahd. rein, rain und schließlich germ. rainô zurück. "-bach" ahd. bah, mhd. bach, 'Bach' (aus: http://www.ortsnamen-in-hessen.de).
Raibach trat der Stadt Groß-Umstadt im Zuge der Gebietsreform (1977) bereits 1971 freiwillig bei und ist seitdem wie sieben weitere Dörfer ein Stadtteil von Groß-Umstadt im Landreis Darmstadt-Dieburg.
Die Lebens- und Wohnqualität in Raibach ist grundsätzlich sehr hoch, allerdings ist die Verkehrsbelastung insbesondere in der engen Ortsdurchfahrt erheblich. Die Landesstraße ist z.T. nur einspurig befahrbar, Grund für die Tempobeschränkung auf 30 km/h.
Dass die auch eingehalten werden, wünschen sich auch die Anwohner in den angrenzenden Wohnbereichen, weshalb die Dorf AG jeweils am Ortseingang Hinweisschilder und im ganzen Ort fröhliche Figuren aufgestellt hat.
Hundebesitzer werden freundlich gebeten, ihr Tiere an der Leine zu führen (Kommunale Satzungen), worauf ebenfalls durch nette Hinweise aufmerksam gemacht wird. Zudem hat die Stadt eigens Mülleimer aufgestellt, in die der Hundekot entsorgt werden kann, ein Plastikbeutel sollte beim Gassi gehen immer dabei sein. Das ist auch wichtig, um Hundekot von der Lebensmittelproduktion in den Gärten und auf den Feldern fern zu halten.
Aktuelle Informationen über Termine und Aktivitäten im Ort findet man auch ganz konventionell an zahlreichen "Schwarzen Brettern" bzw. im Schaukasten an der Bushaltestelle im Unterdorf.
Raibacher Straßennamen - Karte
Am Buschel
- Buschel, Büschel ist meist eine Verniedlichungsform (Diminutiv) zu ahd. busc, mhd. busch ´Strauch, Gehölz´. Der Name ist nur im Odenwald verbreitet. Hier führt er in die weitläufigen Streuobstwiesen im Westen des Ortes mit diesen Fluren: *An der Buscheldelle* bzw. *In der Buscheldelle*, *Auf dem Buschel*, *Im Eck unterm Buschel*, *Am untersten Buschel* und *Auf dem obersten Buschel*.
Am Schützenrain
- In Raibach gibt es keine Flur, die diesen Namen trägt. Dennoch ist direkt oberhalb dieser Straße bzw. der darüber parallel verlaufenden Straße Auf der Beine die Gemarkungsgrenze zu Klein-Umstadt und dort gibt es die Flure *Unterm Schützenrain* und *Im Schützenrain*. Die Wortbedeutung ahd. scuzzo, mhd. schütze ´Schütze´ meint sowohl den Armbrust- oder Bogenschützen als auch den Flur- und Waldschützen.
Auf der Beine
- Beine, Beune sind weitverbreitete Begriffe, die sich von ahd. biunta ´eingezäuntes Grundstück´, mhd. biunte, biunde, biunt ´freies, besonderem Anbau vorbehaltenes und eingehegtes Grundstück, Gehege´ ableiten. Es bezeichnet ursprünglich aus der Allmende, dem Flurzwang, etwa der Dreifelderwirtschaft und dem Viehtrieb, herausgenommenes, gehegtes Sonderland, das von den Berechtigten beliebig genutzt werden durfte. Die Beine/Beune lag in der Nähe der Ansiedlung und diente als Gemüsegarten oder als Land für Handelsgewächse, z.B. Hanf oder Flachs, oder als Weinberg. Vgl. Frießenbeuneweg, Unterste Beune, etc. in Umstadt. Die Flurbezeichnungen sind schon früh belegt: 1345 Weingarten *an der Bünden*, 1495 Acker *an der bunden*, ca. 1580 Acker *An der Beynnen*, *An der beünen*. Auf Klein-Umstädter Gemarkung in direkter Grenznähe auch *Auf der Beine* bzw. *Über der Beine*.
Auf der Hölle
- Auch hier sucht man einen Raibacher Flurnamen vergebens, wieder ist der Nachbar Klein-Umstadt Namensgeber mit den Fluren *In der Hölle*, *Auf der Hölle*. Das Wort geht zurück auf das ahd. helde/halde und bedeutet sanft ansteigender Berghang. Mhd. halde bedeutet ´Bergabhang´. Uns ist heute die Halde noch bekannt von Müll- oder Abraumhalde. Die Namen beziehen sich auf Flurstücke in Hanglage. Durch Dehnung oder Umlautung ist ein breites Spektrum von Namensvarianten entstanden: Hahl, Halle, Helde, Helle, Heil, Hille, Höhle, Hölle, Holde, Hülle, Hulle.
Die nachfolgenden, kursiv geschriebenen Straßennamen gab es vor der Gebietsreform 1977 auch in anderen heute eingemeindeten Dörfern. Um eine eindeutige Postanschrift in den neuen Stadtteilen von Groß-Umstadt zu gewährleisten, wurden diese mehrfach vorhandenen Straßennamen nur in einem Ort beibehalten und ansonsten durch neue Straßennamen ersetzt.
Fliederweg - Ringstraße (Klein-Umstadt)
Ginsterweg - Am Sportplatz (Richen)
Holunderweg - Winkelweg (Semd - Winkelgasse)
Oberdorf (Dorfstraße oberhalb der Kirche)
Ohlbachweg - Klein-Umstädter-Weg (Umstadt)
- Und noch einmal steht Klein-Umstadt Pate für einen Raibacher Straßennamen, besser einen Weg, nämlich den, der Raibach mit dem Nachbarort verbindet und deshalb früher so hieß. In Flurnamen ist Al(en), Ohl(en) als Bezeichnung von lang gestreckten, schmalen, auch keilförmigen, oft vertieft gelegenen Geländestücken erhalten. Die Fluren sind nicht selten von schlechter Bodenqualität. Als Grundbedeutung wird hierfür ´Mulde, Vertiefung´ angenommen. Nachweise: 1584 Weingarten *In der albach*, und *vff dhem albachs graben*, *Am obersten Ohlgraben* und *Am Ohlbach*.
Sandweg
- Zu ahd./mhd. sant ´Sand´. Der Name bezieht sich auf die Bodenbeschaffenheit. Im Sandweg markiert er geologisch die Stelle, an der der Odenwald-Buntsandstein beginnt und noch dünn auf Granit liegt. Hier wurde in Sandgruben und Sandkauten Sand gegraben und für Bauarbeiten verwendet.
Unterdorf (Dorfstraße unterhalb der Kirche)
Wacholderweg - Backhausgasse (Umstadt)
Weißdornweg - Heubacher Weg (Umstadt)