Geschichte
Der heute ca. 870 Einwohner zählende Ort wurde vor über 600 Jahren erstmals urkundlich erwähnt. Alte Flur und Gewässerbezeichnungen deuten aber darauf hin, dass das Tal im vorderen Odenwald schon zu altgermanischer Zeit besiedelt war.
Im 19. Jahrhundert wird der Abbau und die Bearbeitung von Sandstein zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor. Aus dem Sandstein der (heute stillgelegten) Steinbrüche wurde unter anderem der Lange Ludwig in Darmstadt hergestellt.
Erste urkundliche Erwähnung 1392
Raibach gehörte damals nur zu kleinen Teilen den Raibachern. Der überwiegende Teil des Bodens gehörte dem Pfalzgrafen Ruprecht II. Durch ihn wird Raibach dann auch das erste mal urkundlich erwähnt.
"mai 3 1392
Heinrich Grasslog von Dieppurg,
ritter, empfängt seine früher
vom stift Fulda zu lehen
rührenden güter zu Ripach,
Umstad und Richen nunmehr vom
pfalzgrafen zu lehen."
Die Geschichte Raibachs
Das Straßendorf Raibach war in vergangenen Jahrhunderten benannt als Rippach (1329), Rayppach (1616) und Pfalzraibach (1892) und gehört seit 1803 zu Hessen. Der Ort wurde vor über 600 Jahren erstmals urkundlich erwähnt. Alte Flur- und Gewässerbezeichnungen deuten aber darauf hin, dass dieses kleine Tal im vorderen Odenwald schon zu altgermanischer Zeit besiedelt war. Es wird als Weinort im 17. Jahrhundert erstmals erwähnt.
Nach den Pestjahren (um 1639) stiegen die Bevölkerungszahlen durch den Zuzug von Juden und Welschen stark an. Die Einwohner waren nicht gleichgestellt. Nur Bürger, d.h. Einwohner mit Bürgerrechten, durften am politischen Geschehen aktiv teilnehmen. Handwerker mussten zünftig sein. Wer ohne Zunftzugehörigkeit arbeitete, war ein Pfuscher und musste mit empfindlichen Strafen rechnen. Da Raibach durch seine Steinbrüche eine Hochburg für die Steinmetze war, war dies für Raibach von besonderer Bedeutung.
Raibach besaß nach Einführung der Reformation eine kleine Kirche, in Urkunden auch Kapelle genannt. Diese Kapelle wurde im Laufe der Zeit zu klein und baufällig, so dass 1723 der Grundstein für die heutige Kirche gelegt wurde (nähere Informationen zur Kirchengeschichte finden Sie in der Chronik der Evangelischen Kirche Raibach, die Sie über die Kirchengemeinde erhalten).
Elternhaus von Hildegard Anbau, geb. Strobl, Unterdorf
1821 wurde die Zent Groß-Umstadt aufgelöst. Die Gemeinden kamen zum Kreis Dieburg. Raibach erblühte dank seiner Boden- und Waldschätze. Der Verkauf und die Bearbeitung von Sandstein wurden zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Der Holzverkauf war für die Gemeinde zwar lukrativer, aber die Sandsteingewinnung und -verarbeitung war arbeitsintensiver und bot mehr Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Steinbrüche - 1814 gab es zwei und ein dritter wurde neu angelegt - wurden für eine Laufzeit von sechs Jahren an Privatleute verpachtet. Noch heute ist als steinerner Zeuge der Lange Ludwig in Darmstadt zu bewundern. Ebenso stammen die Giebelfiguren des Groß-Umstädter Rathauses, die Kirche in Schaafheim und der Gedenkstein zur 600-Jahrfeier aus den Raibacher Steinbrüchen.
In Raibach bestand bis um 1870/80 eine kleine jüdische Gemeinde, deren Entstehung bis in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück reicht. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts sind Juden am Ort nachweisbar, die unter dem Schutz der Freiherren von Reibold standen. 1802 wurden acht Häuser von jüdischen Familien bewohnt. Von 1838 bis 1868 wurden 66 jüdische Kinder geboren. Um 1835 gab es in Raibach 602 Einwohner, davon waren 53 Personen (8,8%) jüdischen Glaubens. Neben der Judenschule gab es die Synagoge und ein rituelles Bad, die Mikwe. Die Judenschule befand sich im Unterdorf auf Höhe des heutigen Anwesens Unterdorf 16, das Bad Ecke Weißdornweg/Fliederweg. Mit dem Umzug der Juden nach Groß-Umstadt wurden diese Gebäude am Ende des 19. Jahrhunderts an Privatleute verkauft und als Wohnraum genutzt. Der letzte jüdische Einwohner Raibachs war vermutlich Zodeck Rapp (Rapp war übrigens der häufigste jüdische Familienname am Ort). Er wurde am 12. September 1881 auf dem jüdischen Friedhof in Dieburg beigesetzt.
Elternhaus von Emil Glaser, Unterdorf
Aufzeichnungen der evangelisch-lutherischen Kirchenbücher ist zu entnehmen, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (vermutlich im Jahr 1830) Raibacher Bürger nach Amerika auswanderten. Dies führte in Raibach zu einem bedeutenden Einwohnerschwund von etwa 15 bis 20 %, wobei die Einwohnerzahl nach einer Zählung im Jahr 1858 noch 599 Personen betrug.
Da die alte Schule an der Kirche nicht mehr ausreichend Platz für alle Schulpflichtigen bot und zudem nicht mehr den Erfordernissen der Zeit entsprach, wurde 1910 ein neues Gebäude errichtet, in dem bis 1968 in zwei Räumen acht Jahrgänge unterrichtet wurden. Ab Herbst 1968 besuchten die älteren Schüler die Mittelpunktschule. Wenige Zeit später wurde auch die Grundschule geschlossen. Seitdem müssen alle Raibacher Schüler mit dem Schulbus nach Groß-Umstadt fahren.
In den dreißiger Jahren gab es vier Gaststätten in Raibach: vielen noch bekannt die Krone und das Haus Hubertus. Fast vergessen sind dagegen die Gaststätten von Anton Daniel und Familie Reinig - auch als "Hotel Bückdich" bekannt. Beide waren im Oberdorf zu finden.
Evangelische Kirche in Raibach
Durch die zunehmende Industrialisierung und den damit verbundenen Rückgang des Handwerks wird Raibach ein Arbeiterdorf. Die Raibacher finden Arbeit und Verdienstmöglichkeiten in Fabriken in Groß-Umstadt, Darmstadt, bei Opel in Rüsselsheim und in anderen umliegenden Gemeinden.
Der Zweite Weltkrieg ging auch an Raibach nicht spurlos vorbei. Neben gefallenen und vermissten Soldaten, auf die das Ehrenmal am Eingang des Friedhofs hinweist, wurde Raibach am 24. Dezember 1944 von einer Fliegerbombe getroffen. Es wurde ein Wohnhaus in Höhe des Anwesens Unterdorf 55 beschädigt und es starben zwei Kinder und drei Erwachsene.
Dreschmaschine vor dem ehemaligen Bauernhof »Weiss« vor der Kirche
Nach Kriegsende wurden auch in Raibach Vertriebene aus dem Sudetenland und den Ostgebieten sowie Flüchtlinge aus der Sowjetischen Besatzungszone aufgenommen. Sie fanden hier eine neue Heimat. Der steigende Bedarf an Wohnungen führte zur Erschließung der neuen Wohngebiete Auf der Beine, Auf der Hölle, dem Fliederweg und dem Schützenrain.
1952 wurde die Straße von Groß-Umstadt bis knapp vor die Kirche mit einem Teerbelag versehen. 1953/54 wurden die Arbeiten bis nach Dorndiel fortgeführt. Der Anschluss ans Kanalnetz erfolgte 1962/63, die Gymnastikhalle entstand im Jahr 1968, der Kindergarten 1991. Durch die Gemeindereform und den damit verbundenen Grenzänderungsvertrag mit der Stadt Groß-Umstadt vom 31.12.1971 hat die Gemeinde Raibach ihre Selbständigkeit verloren. Raibach ist nun ein Stadtteil von Groß-Umstadt.