Neue Schule
Wo früher der Einstieg zur „Grube Anna“ war und ...
... der „Börnchesbach“ dem „Flüßebach“ entgegen plätscherte,
entstand auf freiem Feld ab 1910 das neue Schulhaus der Gemeinde Raibach. Dass es dort bis 1888 ein Eisenerzbergwerk gegeben hatte, war erstaunlich schnell vergessen. Der Bach durchfloss die Gärten, als sei es nie anders gewesen.
Das alte Schulhaus rechts neben der Kirche war im Laufe des 19. Jahrhunderts viel zu klein geworden. Es gab immer mehr Schulkinder in Raibach. So beschloss der Gemeinderat 1905, ein ganz neues Schulhaus mit zwei Klassenräumen und zwei Lehrerwohnungen zu bauen. Das Vorhaben scheiterte aber am nicht vorhandenen Kapital. Vier weitere Jahre vergingen, bis 1909 an der Kreisstraße am Ortsausgang fünf Grundstücke für den Schulneubau zusammengekauft wurden.
1910 begann die konkrete Planung. Techniker Ludwig Völker aus Dieburg fertigte die Pläne und bekam die Bauleitung. Für Bau und Innenausbau wurden Raibacher Handwerker bestellt. Es wurde ein ganz modernes Gebäude, solide gebaut aus Bruchsteinen vom Rauhwald und gutem Raibacher Sandstein, mit allem Komfort und schönen Details wie zwei Sandsteinkugeln an der Eingangstreppe. Am 1. Oktober 1911 wurde die neue Schule festlich eingeweiht. Für ein Dorf wie Raibach war es eine „Jahrhundert-Investition“. Es wurde ein architektonisches Schmuckstück.
Das Jahrgangsfoto von 1913 mit 52 Schulkindern, 29 Jungen und 23 Mädchen, zeigt, dass die Entscheidung für ein Schulhaus mit zwei Klassenzimmern für diese Zeit goldrichtig war.
In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden in Raibach dagegen immer weniger Kinder geboren. Im November 1968 wurde der langjährige Schulleiter Johannes Lochmann Konrektor an der neuen Mittelpunktschule (ERS) in Groß-Umstadt. Die Raibacher Schule wurde „ein-zügig“ (1. bis 4. Schuljahr) und acht Jahre später ganz geschlossen. Raibacher Kinder und Jugendliche besuchen nun die Schulen in Umstadt.
Heute ist das historische Stadtarchiv in dem ehrwürdigen Gebäude untergebracht. Angemessen temperiert und lichtgeschützt lagern hier wertvolle Dokumente aus allen Epochen und Stadtteilen. Einmal pro Woche ist das Archiv zu Forschungszwecken geöffnet. Seit 2015 leben mehrere Familien aus Afghanistan in den beiden ehemaligen Lehrerwohnungen. Im seitlichen Anbau hat seit 1988 die Freiwillige Feuerwehr Raibach ihren Sitz mit Löschfahrzeug, Mannschaftstransportwagen und zwei Schulungsräumen.