Erosionsschutz: Gemeinsam gegen Schlammlawinen

Erste Kooperation in Raibach startet. Diese kann Vorbildcharakter einnehmen.

Niemand kann Starkregenereignisse verhindern. Im Zuge der Klimaveränderungen muss mit häufiger auftretendem Starkregen und teils dramatischen Auswirkungen gerechnet werden. Kommunen und Landwirte können präventiv viel dazu beitragen, dass die Risiken von Abschwemmung minimiert werden. Groß-Umstadt hat einen gemeinsamen Weg eingeschlagen, der Vorbildcharakter einnehmen kann.

Die lange vorbereitete Kooperation zwischen Stadt und Landwirten in der Gemarkung Raibach wurde von den städtischen Gremien beschlossen und wurde am 18. Oktober 2023 öffentlich vorgestellt. Im Zuge einer Rundfahrt zu den neuralgischen Punkten machten sich Bürgermeister René Kirch, Mitglieder des Ortsbeirates, Vertreter der Landwirte des Stadtteils und Mitwirkende der Arbeitsgemeinschaft Gewässerschutz und Landwirtschaft in der Region Starkenburg (AGGL) ein genaues Bild vor Ort.

ErosionsschutzFrau Dr. Angela Homm-Belzer von der AGGL informiert: „Kooperativer Grundwasserschutz zur Sicherung des Trinkwassers wird schon seit vielen Jahren praktiziert. Im Odenwald haben sich vor etlichen Jahren kommunale Wasserversorger und der ZVG-Dieburg zur Arbeitsgemeinschaft Gewässerschutz und Landwirtschaft (AGGL) zusammengeschlossen, um kooperativen Grundwasserschutz mit den Landwirten vor Ort umzusetzen. Infolge der klimatischen Veränderungen wird jedoch immer deutlicher erkennbar, dass die Ressource Wasser nicht nur bei Trockenheit ein zunehmend knappes Gut wird, sondern bei Starkregenereignissen auch viel Schaden anrichten kann.“

Bürgermeister Kirch erklärt: „Starkregenereignisse führen oft genug zu überfluteten Straßen und Kellern sowie Schlammlawinen, wie in diesem Sommer auch wieder zu spüren war. Wir müssen präventiv die uns gegebenen Möglichkeiten vollends nutzen, um Klimaschäden so gering wie möglich zu halten. Diese Kooperation ist ein wichtiger Baustein zu Maßnahmen der Klimaanpassung in unserer Stadt.“

Schlammlawinen entstehen durch Erosion von Ackerflächen, indem vor allem bei schnellen Wasserabflussgeschwindigkeiten in steiler Hanglage Bodenmaterial mitgerissen wird. Gerade die fruchtbarsten Böden, nämlich die hier vorkommenden Lössböden, sind besonders von Erosion betroffen. Fragt man in den betroffenen Kommunen nach, so sind den Feuerwehren, den Verantwortlichen der Stadtverwaltung und der Landwirtschaft die jeweiligen Hotspots in den Gemarkungen gut bekannt.

Mit diesem Wissen kam es im vergangenen Sommer 2022 zu einer Ortsbegehung im Groß-Umstädter Ortsteil Raibach. Claudia Harms, Ortsvorsteherin, erklärt: „Unser Ort ist schon mehrfach von Erosionsereignissen betroffen gewesen. Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir im Geiste der gemeinsamen Anstrengungen uns dafür einsetzen, unseren Ort so gut wie möglich vor Erosionen zu schützen. Das Starkregenereignis vom 16. August 2023 hat bereits gezeigt, dass die Maßnahmen wirkungsvoll sind.“

Nach der Ortsbegehung im Sommer trafen sich ein engagierter Ortsbeirat, ein tatkräftiges Umweltamt, motivierte Landwirte und die fachkundige Beratung der AGGL. Schnell war allen Beteiligten klar, dass viele Hausaufgaben zu machen sind. Die stark erosionsgefährdeten Flächen, von denen Oberflächenwasser direkt in den Ort einschwemmt, müssen schonend für die Stabilisierung des Bodens bewirtschaftet werden. Währenddessen muss die Stadt dafür sorgen, dass Abflüsse trotz des abgeschwemmten Materials offen und funktionsfähig sind. Konsens herrschte darüber, dass Bürgerschaft, Kommune und Landwirtschaft sich gemeinschaftlich bemühen, die Erosionsgefahr einzudämmen.

Als Ergebnis dessen erstellte die Beraterin der AGGL, Frau Dr. Homm-Belzer, ein entsprechendes Erosionsschutzkonzept, dem alle Beteiligten zustimmten. Die Gremien der Stadt, gaben grünes Licht und seit diesem Sommer ist es so weit: in Groß-Umstadt wurde die wohl erste Erosionsschutzkooperation im hessischen Odenwald beschlossen.

Und das ist neu: Landwirte erhalten Unterstützung bei besonderen Begrünungen, die zum Ziel haben einerseits den Bodenabtrag mit dem abfließenden Wasser zu bremsen und gleichzeitig die „Regenverdaulichkeit“, also das Aufnahmevermögen des Bodens für Wasser, zu erhöhen. Zudem wird die Bodenbearbeitung auf den Flächen entsprechend angepasst. Hier werden neue Techniken eingeführt. Die Stadt überprüft und optimiert die Wasserableitungen aus den gefährdeten Bereichen und entschärft bisherige Engpässe. Alle Beteiligten treffen sich einmal im Jahr zu einem Rundgang, um sich über die Umsetzung zu informieren.

Radiobericht/Podcast

Magistrat der Stadt Groß-Umstadt | Stabsstelle Gremien, Bürgerdialog und Presse | Markt 1 in 64823 Groß-Umstadt